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Quinoa-Pizza

Quinoa-Pizza 7

Autofrei! Und nun?

Stellt euch vor, was uns passiert ist! In unserer Umgebung geht zur Zeit ein Feuerteufel um und nachdem in unserer Nachbarschaft zweimal gezündelt wurde, waren nun auch wir dran. Um es vorweg zu nehmen: Es ist nichts Schlimmes passiert! Bloß der Innenraum unseres Autos wurde angezündet. Ich war ganz schön perplex, als ich morgens mit den Kindern zum Wochenmarkt fahren wollte und das Auto schwarz von innen war… Wirtschaftlicher Totalschaden und wir autolos! Und nun? Auf dem Land mit zwei kleinen Kindern. Geht das ohne Auto? Aus unserem Umfeld kam gleich die Antwort:“Ihr braucht schnell ein neues Auto! Was ist, wenn ihr mal zum Arzt müsst? Wie wollt ihr einkaufen?“*

Ich nehme das Leben wahr als eine Aneinanderreihung von Gelegenheiten. Gelegenheiten für Erfahrungen, durch die wir wachsen. Und so dachte ich:“Hey, kein Auto? Das wird spannend! Mal sehen, was ich Neues lernen und erfahren werde!“ Denn wenn wir mal ehrlich sind, was soll denn passieren? So ohne Auto? Wie ihr wisst, leben wir einen ökologischen Lebensstil und der Gedanke, autofrei zu leben, ist nicht neu. Mittlerweile sind 4 Wochen vergangen und wir haben uns noch nicht um ein neues Auto bemüht. Und wir leben noch! Stellt euch vor, wir sind noch nicht einmal gestresst. Stattdessen werden wir auf angenehme Art und Weise mit neuen Gedanken und Erfahrungen gespeist!

Hilfe annehmen können

Es scheint in unserer Gesellschaft offensichtlich ein Problem damit zu geben, Hilfe anzunehmen. Üblicherweise wird das genau umgekehrt diskutiert. Die Menschen hätten verlernt zu geben, seien geizig, egoistisch, wenig hilfsbereit. Doch horcht mal in euch hinein, was fällt euch leichter, Hilfe anzubieten oder sie anzunehmen? Folgende Situation: Gleich am ersten Tag des Brandes kam unsere Nachbarin von gegenüber herüber und bat und an, uns zu unterstützen. Sie sagte:“Ich kann Sie gerne jederzeit irgendwo hinfahren, wenn Sie ein Auto brauchen.“ Und sie fügte hinzu:“Das gilt übrigens immer und egal was ist!“. Ich freute mich natürlich, merkte aber auch, dass ich dachte:“Naja, auf die Hilfe der Nachbarin angewiesen zu sein ist ja nicht so toll.“ Später überlegte ich. Warum ist es denn „nicht so toll“, auf die Hilfe der Nachbarin angewiesen zu sein? Wir wollen alle unabhängig sein und alles alleine bewerkstelligen. Was wir damit bewirken ist, dass das Leben viel schwerer und komplizierter wird, wir letztendlich überfordert sind und in tatsächliche Abhängigkeiten geraten. Ich selber helfe gerne und ich freue mich, wenn mich jemand um Hilfe bittet. Warum sollte es meiner Nachbarin anders gehen? Sie würde sich sicher freuen, wenn ich mit den Kindern bei ihr auf der Matte stehe und sie frage, ob sie mich kurz in die Stadt fahren kann. Das Streben nach Unabhängigkeit macht in vielerlei Hinsicht Sinn, aber gerade im zwischenmenschlichen Bereich sollten wir doch mehr zusammenwachsen und füreinander da sein. Und macht uns das nicht letztlich freier und unabhängiger?

Das Leben ist so… bummelig!

Ich fühle mich ohne Auto entschleunigt. Zunächst dachte ich: „Oh je, jetzt wird es stressig!“ Ich dachte dabei vor allem an das Einkaufen, denn ihr wisst ja, wir sind darauf angewiesen, immer Frisches im Haus zu haben. Ich dachte, ich würde jetzt gar nicht mehr in die Stadt kommen. Wir haben zwar einen Fahrradanhänger, aber beide Kinder können wir darin noch nicht mitnehmen, da der kleine Arvid noch nicht sitzen kann. Aber obwohl wir auf dem Land leben, sind wir verkehrsmäßig nicht schlecht angebunden und nach 5 Minuten Fußweg gibt es eine Busstation. Hin und wieder fahren von dort sogar Busse ab! Also Fahrplan ausgedruckt, Kinder geschnappt und los gings! Wisst ihr was? Busfahren ist ja so bummelig. Nichts los, ein paar Omis und Opis steigen ein und freuen sich über die Kinder. Ich freue mich, dass sich andere über meine Kinder freuen und die Kinder freuen sich über neue, ihnen offensichtlich wohlgesonnene Gesichter. Wir können alle zusammen rausgucken und einmal haben wir sogar sehr zur Freude unserer Tochter eine Katze gesehen. Wir können Geschichten erzählen und ich kann den kleinen Arvid auf meinem Schoss hüpfen lassen. Im Auto geht das nicht. Und wieder hilfsbereite Menschen, wenn sie sehen, eine Mama mit Rucksack, ein Kind in der Trage umgebunden und ein zweites an der Hand. Am Samstag waren wir mit der ganzen Familie auf dem Wochenmarkt, wir haben genau so viel eingekauft wie sonst auch. Es geht!

Teilen wäre unsere Lösung.

Wir überlegen hin und her. Kaufen wir uns ein neues Auto? Einerseits haben wir Lust, das Experiment weiter fortzuführen. Jetzt im Sommer ist doch die ideale Zeit und bald kann auch der kleine Arvid im Fahrradanhänger fahren. Andererseits befinden wir uns in einer Situation, die schwer ohne Auto zu meistern ist. Sozusagen in einer Ausnahmesituation, die sich noch etwas hinziehen wird. Denn wir befinden uns mitten in der Sanierung unserer alten Dorfschule und im Aufbau unserer „School Of Raw“. Wir brauchen jede Menge Baumaterialien, werden bald unsere Seminarküche einrichten. Wenn wir ein Projekt fertig gestellt haben, warten die nächsten auf uns. Wir brauchen im Alltag kein Auto, aber die außeralltäglichen Situationen kommen momentan zu häufig vor. Ohne Auto ein Nachteil. Am Schönsten wäre es, wenn man Nachbarn hätte, mit denen man ein Auto teilen könnte. Unsere Nachbarn sind zwar hilfsbereit, aber so fortschrittlich denkt man hier leider noch nicht! Also schauen wir mal ganz entspannt, ob wir irgendwo eine alte Kiste finden, die uns noch ein paar Jahre ihre Dienste leisten kann. Bis wir durch sind mit der Sanierung. Ich freue mich schon auf unser bummeliges Leben danach! 🙂

*Was haben wir nicht schon alles gehört, was angeblich alles nicht gehen soll! Wie kommt es eigentlich, dass die Menschen ständig über Dinge urteilen, die sie weder selbst erfahren noch bei anderen beobachten konnten? Ich sage euch, jenseits der Komfortzone warten unendlich viele wunderschöne Überraschungen und so manche große und kleine Erkenntnis! 🙂

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Zutaten:

  • 100 g goldene Leinsamen
  • ca. 200 g gekeimter Quinoa*
  • 50 g getrocknete Tomaten
  • 2 Datteln
  • 200 g Möhren
  • 40 g Hanfsamen (ungeschält), gemahlen
  • 1/2 Zwiebel
  • 1 EL getrockneter Oregano

*Um 200g gekeimter Quinoa zu bekommen, brauchst du 100g Quinoa spülen und einige Stunden (4-8) einweichen. Abgießen und etwa 12 Stunden keimen lassen. Das funktioniert in einer Schüssel oder in einem Sieb sehr gut! Quinoa keimt super schnell! Ich kenne bisher keinen Bio-Quinoa, der nicht keimt, selbst der günstige von Alnatura! 🙂

Zubereitung:

Die getrockneten Tomaten und die Datteln sollten vor der Zubereitung etwa 2 Stunden eingeweicht werden. Dann werden sie leichter verarbeitbar. Die Leinsamen in 200 ml Wasser einrühren und etwa eine halbe Stunde quellen lassen, so dass eine schleimige Masse entsteht.

Getrocknete Tomaten, Datteln, Möhren, gemahlene Hanfsamen, Zwiebel und Oregano zusammen fein häckseln (gelingt gut mit einer Küchenmaschine mit S-Messer).

Leinsamenmasse und gekeimten Quinoa in einem Mixer mixen. Es muss nicht vollständig homogen sein, Quinoa und Leinsamen dürfen ruhig zum Teil ganz bleiben. Masse in eine Schüssel füllen, die gehäckselten Zutaten hinzu geben und gut unterrühren.

Dann auf die Dörrfolie des Dörrofens geben und in runde Formen gleichmäßig ausstreichen. Ich habe 4 Pizzen daraus gemacht mit einem Durchmesser von etwa 20 cm.

Im Dörrofen insgesamt etwa 6 Stunden trocknen. Die genaue Trocknungszeit hängt u.A. von der Dicke des Teiges ab. Wenn der Rand beginnt sich zu wölben, müssten die Pizzen fertig sein.

Tipp: Das Ausstreichen gelingt sehr gut mit einem Spachtelmesser oder ganz einfach mit einem Tortenheber! 

Weil wir so oft danach gefragt werden: Wir besitzen diesen Dörrofen.

Belag:

Um eine Tomatensauce herzustellen gibt es viele Möglichkeiten – von einfach bis raffiniert! Ich habe in diesem Fall Tomaten mit Basilikum, getrockneter Tomate, Datteln und etwas Chiasamen gemixt. Rezept-Ideen findet ihr auch hier oder hier.

Für den Belag hobel ich das gewünschte Gemüse sehr fein und mariniere es etwa eine Stunde oder länger in Sojasauce. Zusätzlich mit Pesto, Pinienkernen, Sonnenblumenkernen, frischen Kräutern oder rohem Mozzarella garnieren!

K Ö S T L I C H !

6 Gedanken zu „Quinoa-Pizza“

  1. Hallo Ute, ich finde es total klasse, wie Du aus allen Situationen das Positive herausziehen kannst! Car-sharing wäre wirklich eine tolle Sache für Euch. Vielleicht kannst Du es mal mit einer Anzeige probieren. Es könnten ja doch irgendwo versteckt Leute mit gleichem Interesse sein.

    Das Rezept für die Quinoa-Pizza hört sich sehr lecker an! Meinst Du, man könnte es so abwandeln, dass man mit dem Teig eine Springform auslegt und gewissermaßen einen Gemüsekuchen für mehrere Personen macht? Ich würde ihn dann für einen Potluck mitnehmen. Da finde ich einzelne Pizzen nicht so praktisch.

    Lg

  2. Das was mit eurem Auto passiert ist, tut mir sehr leid. Du hast es zwar mit Fassung beschrieben, aber ich kann mir vorstellen, das so ein ausgebranntes Auto Spuren hinterlässt, auch innerlich. Was müssen das für Menschen sein, die einer Familie mit kleinen Kindern das Auto abbrennen. Unfassbar.
    Bitte hört nicht auf mit eurem Blog. Der ist so klasse und der einzige, den ich im Rohkost-Bereich so richtig gut finde. Durchdacht, offen und kreativ. Ich bin keine 100%ige Rohköstlerin, aber ich finde hier immer wieder inspirierende Rezepte, die super schmecken – und man fühlt sich danach einfach so gut. Übrigens bin ich auch Eimsbüttlerin (wohne direkt bei der kleinen Konditorei in der Lutterothstraße, die kennst du bestimmt 🙂 In diesem Sinne: Macht bitte weiter so! Ich finde euch toll 🙂

  3. wir sind zu sechst und haben auch kein auto. wenn ich nachmittags meine 2 mittleren von der kita hole hab ich meinen 10 monate alten und meinen 3 jährigen sohn im anhänger und meine 6 jährige tochter auf dem gepäckträger. klar kann sie auch selber fahren, aber da mangelt es manchmal an ausdauer, ich muß mehr aufpassen und es geht langsamer. ich hab ein ebike und das ist fast wie auto, nur die luft ist frischer, es stinkt nicht und macht kein krach. heute haben wir freunde auf der anderen elbseite besucht, ohne mein ebike wär mir das zu weit und zu umständlich gewesen.
    habt ihr denn kein babyhängematte oder eine weberschale für euren anhänger? da steht zwar dabei bis 10 kilo, aber das ist quatsch. unseren 3. hatten wir bis 1,5 jahre in der hängematte.

  4. Pingback: Gekeimte Quinoa Happen – Nordisch Roh

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